Was bedeutet es, wenn Frauen die Familie ernähren? Diese Frage stellte der DGB im Rahmen seiner Online-Diskussion im Internet. Über 50 Kommentare tümmelten sich auf der Internetplattform und wurden im Anschluss daran qualitativ ausgewertet.
Wie sich der Alltag als Familienernährerin gestaltet, lässt sich aus vielen Beiträgen ablesen. Unabhängig davon, ob der allein erziehenden Status oder die besseren Karriereaussichten Frauen zur Ernährerin der Familie machen, sie kämpfen stets (mindestens) an zwei Fronten: an der beruflichen Front gegen schlechte Arbeits(zeit)bedingungen und eine zu geringe Bezahlung sowie an der privaten Front gegen eine tradierte Hausarbeitsteilung und stereotype Erwartungen von Dritten. Eine Diskutantin drückt dies so aus: "Als Familienernährerin habe ich brutal wenig Zeit, zwei Kinder und zwei Jobs, um so viel Geld zu haben, dass wir gerade mal so leben können. Ich mache die Erziehung, den Haushalt, Kontakt zur Schule, Elternabende".
Doch auch die gesellschaftliche und familiale Rolle der Partner von Familienernährerinnen bzw. von Männern insgesamt wird diskutiert. So gibt ein Diskutant zu bedenken: "Viele Partner sind […] unfreiwillig Nicht-Familienernährer und empfinden die zahllosen Ausschlüsse und Entfunktionalisierungen schlicht als demütigend“. Das Problem: Eine alternative Rolle zu der des Familienernährers gibt es für Männer bis dato kaum. So wissen einige (männliche) Teilnehmer der Online-Diskussion zu berichten, dass der Mann nur als „Vollerwerbstier“ und nicht "in der Versorgungsrolle“ akzeptiert werde. "Vereinbarkeit der Familie und des Berufes bei den Männern scheint in der Gesellschaft ein Tabuthema zu sein".
Egal ob Frau oder Mann, Familienernährerin oder Hausmann – sie alle bringen die gleichen Themen und dieselben Forderungen auf den virtuellen Tisch. Diese sind breit gefächert und beginnen bei A wie Arbeitszeiten, gehen über H wie Hausarbeitsteilung und E wie Entlohnung bis hinzu R wie Rollenbilder. Dass es in Deutschland noch immer viel zu tun gibt, darüber sind sich alle Diskutant/innen einig. Eine Diskutantin konkretisiert: "Obwohl sich schon viel verbessert hat, fehlen in der BRD noch immer die nötigen Rahmenbedingungen".
Die meisten Diskutant/innen haben denn auch konkrete Verbesserungsvorschläge, die Familienernährerinnen, ihre Kinder und Partner unterstützen und entlasten würden. Diese betreffen in vielen Aspekten nicht nur die Politik, sondern auch Arbeitgeber und Gewerkschaften.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer klare Vorschläge zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Familienernährerinnen mitbringen, die sie als "Selbstverständlichkeiten" ansehen, die es endlich umzusetzen gelte. Nicht zuletzt steckten in vielen davon "neue und doch alte frauenpolitische Forderungen".